Wir wünschen uns“, sagt Dr. Klaus Karg, Head von Dr. Karg’s, „im Handel noch mehr Auflösung der klassischen Regalplatzierungskonzepte. Saisonale oder themenspezifische Inseln, wie zum Beispiel Grillen und Chillen, geben Kaufimpulse und schaffen Anreize, Neues auszuprobieren.“ Von klassischen Platzierungen der Snacks abzurücken entspräche in jedem Fall dem Konsumverhalten, denn auch die klassischen täglichen drei Mahlzeiten haben für viele Menschen ausgedient (s. Info). An ihre Stelle sind süße oder salzige Snacks sowie Snacks aus dem Wurst-, Käse- oder Mopro-Bereich gerückt.
Die Anforderungen an sie steigen kontinuierlich, immer mehr gewinnen Zutatenliste, Nährwert, Herstellung oder funktionale Benefits an Bedeutung. In der Kurzform hat sich der Begriff „Healthy Snacking“ etabliert, der dem Wunsch nach bewusster, gesundheitsorientierter (Snack-)Ernährung entgegenkommt. In der Konsequenz bedeutet das für das Produktpackaging, wie Snackhersteller Lorenz betont, als auch für die Präsentation am PoS: Transparente Kennzeichnungen unterstützen Kaufentscheidungen und geben Kunden Orientierung. Zweitplatzierungen an frequentierten Punkten steigern die Wahrnehmung der Impulsartikel.
3,9 Milliarden Euro Umsatz wird in Deutschland 2024 für Snack-Food prognostiziert. Bis 2028 soll ein Marktvolumen von rund 4,7 Mrd. Euro erreicht werden: ein jährliches Wachstum von rund 4,5 %.
Quelle: Statista (CAGR 2024–2028)
Auf die Vielfalt kommt es an
Wichtiger Aspekt für das Snackangebot im Handel ist der Neuheitenfaktor. Konsumenten möchten Abwechslung, betont Claudia Hauschild von der Rügenwalder Mühle. Im Vergleich zu anderen Kategorien werde bei Snacks mehr probiert, da die Hürde, bei den meist kleineren Portionen zuzugreifen, geringer sei. „Umgekehrt heißt das aber auch, dass sich Konsumenten ein breites Angebot wünschen.“ Auch die Portionsgröße ist relevant, wenn es um eine inspirierende PoS-Gestaltung geht. Produkte und Verpackungen, heißt es von Lorenz, müssen als Zwischenmahlzeit beziehungsweise als Snack to go funktionieren. Kluth, Spezialist für Trockenfrüchte und Co., sieht den Trend bei kleineren Grammaturen. Nachhaltigere Verpackungslösungen werden geschätzt. Zugunsten von Bequemlichkeit und Praktikabilität sind Shopper aber auch kompromissbereit, stellt man bei der Rügenwalder Mühle fest.
Was macht die Trendsetter aus?
Unkompliziert und sofort verzehrfertig ist Grundvoraussetzung in der Snack-World, im Zuge des Healthy-Snacking-Trends stehen Produkte mit natürlichen Zutaten, die keine künstlichen Zusätze oder Konservierungsstoffe enthalten, ganz oben auf der Hitliste, wie man bei Nuss-Profi Seeberger beobachtet. Gesund und lecker schließen sich nicht mehr aus, heißt es von Snackexperte Intersnack, gewohnte Qualität in beispielsweise fettreduzierter Variante ist angesagt; kategorieübergreifend sind es vegetarische und vegane Optionen. Proteinreiche Snacks sind als sättigende Energiespender perfekt für die schnelle Stärkung, analysiert man etwa bei Campofrio den Erfolg der Aoste Stickado High-Protein-Produkte. Aus dem Portfolio der Bio-Zentrale ist etwa Protein Snack Linse & Kichererbse gefragt.
"Jüngere Konsumenten sind bei Snackriegeln bereit, für höhere Qualität oder passende Funktionalität höhere Preise zu zahlen."
Kristin Akamp, Senior Brand Manager Healthy Snacks, Schwartau
Snackriegel treiben den Markt
Die Marktforscher von NielsenIQ definieren „gesunde Riegel“ als globalen Wachstumstreiber im Healthy-Snacking-Bereich, auch in Deutschland sind diese Formate der Motor. An erster Stelle stehen auch hier proteinreiche Varianten: Die veganen Proteinriegel Schokolade Brownie gehören beim Berliner Food-Start-up Koro zu den Topsellern, gleich fünf neue Varianten mit zuckerfreier Rezeptur launcht aktuell Schwartau mit Corny Protein Crunchy und Soft. Riegelanbieter Be-Kind hält in seinem Snacking-Report 2024 außerdem fest, dass knapp 30 Prozent der befragten Konsumenten neben der Protein- auch die Ballaststoffaufnahme erhöhen möchten.
Zuckerreduzierte oder zuckerfreie Snacks bleiben Top-Thema am PoS. Aber, wie es Neoh, Anbieter von Snacks mit Zuckerersatzformel, formuliert: „Der Geschmack ist König, Voraussetzung für den Kauf und Wiederkauf.“
INFO
Im Trend: Mindful Snacking
Snacken hat sich etabliert. Laut der 5. State-of-Snacking-Studie von Mondelēz werden Snacks traditionellen Mahlzeiten vorgezogen.
Rund 90 % der Befragten snacken täglich, 60 % davon sogar zweimal am Tag. An Bedeutung gewinnt Mindful Snacking – achtsames Snacken, wobei die bewusste Wahl der Portionsgröße ein Schlüsselfaktor ist. Zudem sagen 63 %, dass sie ihrem Hunger- und Sättigungsgefühl besondere Beachtung schenken und somit bewusster und abwechslungsreicher snacken.
