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Nachhaltig besser verkaufen

Umweltbewusstsein ist eines der stärksten Verkaufsargumente im Lebensmittelhandel. Doch mangelnde Transparenz und Information sind Barrieren beim nachhaltigen Shoppen. Daher ist Aufklärung gefragt.

Von Karina Caspers | Fotos: Adobe Stock/Chor muang

Nachhaltiger Konsum nimmt wieder zu. So die gute Nachricht des aktuellen GfK Nachhaltigkeitsindex. Mit 101,6 Punkten verbesserte sich der Trend im April um 7,4 Punkte gegenüber Januar 2024. Petra Süptitz von NIQ/GfK sagt dazu: „Nachhaltigkeit ist ein langfristiger Konsumentenwert, der im vergangenen Jahr kurzfristig aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten weniger stark im Bewusstsein war.“

Nun, so die Nachhaltigkeitsexpertin weiter, gebe es Frühindikatoren, die auf eine wirtschaftliche Entspannung hindeuten – und somit auf die Bereitschaft der Konsumenten, wieder häufiger zu nachhaltiger Ware zu greifen. Auch die Umsatzzahlen von Bio-FMCG-Produkten, den Gütern des täglichen Bedarfs, verzeichnen ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahresquartal. Das dürfte den LEH freuen. 

Konsumenten im Siegel-Dschungel

Die Studie zeigt auch Probleme auf: Eine Barriere beim nachhaltigen Shoppen sind mangelnde Transparenz und Information. Beim deutschen Siegel-Dschungel kein Wunder! Am höchsten ist die Siegelvielfalt bei Lebensmitteln. Publik sind Ökotest mit einer Bekanntheit von 97 Prozent sowie die Haltungsform-Kennzeichnung, die 86 Prozent der Konsumenten geläufig ist. Am höchsten liegt die Relevanz beim Bio-Siegel. 97 Prozent der Shopper ist das vertraut. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine wichtige Frage: Wie können Industrie und Handel ihren Kunden die Nachhaltigkeit von Produkten jenseits des Bio-Siegels nahebringen?

Ein Händler, der weiß, wie es geht, ist Oliver Speicher von Marktkauf Speicher aus Halle/Westfalen. Mit seinem Team hat er gerade den Deutschen Frucht Preis in der Kategorie Supermarkt groß gewonnen – und das mit „nur“ 8,6 Prozent Bio-Anteil in der O&G-Abteilung. Wie hat er das gemacht? Mit tollen Aufbauten, stillen Verkostungen und viel Wareninformation. Zudem setzt er auf Regionalität. Rund 16 Prozent beträgt der Regional-Anteil. Speicher ist übrigens ein echter Bio-Experte – vor allem Silvia Speicher, die gegenüber dem Marktkauf einen eigenen Bio-Laden führt. Mehr Infos im E-Paper ab Seite 46.

Schwieriger Rohstoffmarkt

Aus preispolitischen Gründen hat man sich bei Thomy (vorerst) gegen Bio entschieden. Dafür setzt man bei der Nestlé-Marke verstärkt auf Nachhaltigkeit. „Themen wie Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt, das sind ganz große Herausforderungen, die uns als Lebensmittelunternehmen beschäftigen“, so  Nachhaltigkeitsmanagerin Andrea Schwalber. Seit dem ersten Quartal 2024 wird daher nur noch nachhaltig zertifiziertes Sonnenblumenöl verarbeitet. Wie komplex diese Aufgabe für Deutschlands größte Sonnenblumenöl-Marke war, schildert Michael Gassert, Business Manager bei Thomy: „Es gibt nur wenige Regionen auf der Welt, in denen Sonnenblumenöl verfügbar ist.“

Dreiviertel des am Markt verfügbaren Sonnenblumenöls stammt aus Russland und der Ukraine. Zu Kriegsbeginn kam es zu Lieferengpässen. „Wir bezogen bis zum Beginn des Krieges aus der Ukraine. Als wir vor drei Jahren beschlossen, nachhaltiger zu sein, fragten wir uns also, wie sollen wir das schaffen? Sonnenblumenöl ist für uns bei Thomy der wichtigste Rohstoff.“ Der zweitwichtigste Rohstoff bei Thomy sind die Eier. „Daher sind wir erst einmal Richtung Tierwohl gegangen. Wir haben beschlossen, nur noch Freilandeier zu verwenden. Das ist ein wichtiger Aspekt für unsere Konsumenten.“

Im nächsten Schritt wurde dann das Thema nachhaltiges Sonnenblumenöl angegangen. Michael Gassert: „Doch was heißt nachhaltiger? Es ist eine Grauzone. Daher war klar, wir müssen das offiziell auditieren lassen – von ISCC.“ ISCC (International Sustainability and Carbon Certification) mit Sitz in Köln ist eine unabhängige internationale Stakeholder-Initiative und hat einen Nachhaltigkeits-Standard herausgegeben. Zu den sechs ISCC-Prinzipien gehören etwa Schutz von Boden, Wasser und Luft. Schutz der natürlichen Lebensräume und der biologischen Vielfalt. Einhaltung der Menschenrechte, Arbeitsnormen und Landrechte. Einhaltung aller geltenden Gesetze und internationalen Verträge, gute Managementpraktiken und kontinuierliche Verbesserung.

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