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Store-Check spezial: Schneider Supercenter, Bayreuth: Meister der Hofläden

Regionale Produkte perfekt verkaufen? Damit kennt sich Patrick Schneider besonders gut aus. In seinem Edeka Supercenter in Bayreuth hat er einen Hofladen integriert. Aber auch sonst ist der Markt ein Leuchtturm des LEH.

An der 24-Meter-Frischetheke des Schneider Supercenters in Bayreuth haben fränkische Wurstspezialitäten einen besonderen Platz. Foto: Volker Martin
Von Martina Kausch | Fotos: Volker Martin

Eindrucksvoll ist schon der Blick auf die Fassade. Das will etwas heißen, wenn man einen großen Parkplatz vor dem Markteingang  hat, der an sich niemals einen Schönheitswettbewerb gewinnen würde. Aber Kaufmann Patrick Schneider hat sich bei der Leuchtschrift neben dem Edeka-Logo für Edeka-Blau entschieden, und schon wirkt die Glasfassade einladend interessant. Man ist sofort neugierig und möchte gleich hinein ins Gebäude und mehr erleben.

Perfekte Eingangsdramaturgie

Und das Versprechen wird schon nach den ersten weiteren Schritten erfüllt. Nach der Glastür öffnet sich ein weiter Raum mit eleganten modernen Hängeleuchten, Bäckerei  mit Café und einem Angebot an Pflanzen für Haus und Garten. Auf großen modernen Deckenhängern prangen Porträtbilder mit den Namen der Markt- und Getränkemarktverantwortlichen. Auch das macht neugierig, so professionell werden die Personen inszeniert. Auf zum dritten Schritt. 

Nach einer weiteren Glastür steht man nun im Markt und erahnt die 3.278 Quadratmeter Fläche, die der Markt – einschließlich Getränkemarkt – bietet. Großräumigkeit ist angesagt, die je nach Zeit und Anlass Platz für Aufbauten und Sonderplatzierungen bietet. Zur Festspielzeit in Bayreuth trifft man hier tatsächlich das kleine Schwarze auf rotem Teppich – und das in einem Lebensmittelmarkt!

Mitten im Leben

Keine Frage, Patrick Schneider hat neben der Dramaturgie des perfekten Eingangs zum Markt das Leben, das Aktuelle im Blick, und das ist eine der ganz großen Besonderheiten seines Supercenters. Immer wieder spürt der Kunde, dass mit Freude und Wissen gestaltet wird und man viele Bedürfnisse der unterschiedlichen Kundengruppen bedient. Kinder kommen gern, wenn schon im Vorraum Spielzeug steht und sie mit Fun-Car-Einkaufswagen mitmischen können Auch Rollator-Einkaufswagen stehen bereit. Mitten im Markt vor der Bedientheke kann man auf einer Bank kurz Einkaufspause machen. 

Shop-in-Shop für Regionales

Besonders gelungen ist aber, dass Patrick Schneider mit einem echten Shop-in-Shop-Konzept einen Platz für regionale Produkte geschaffen hat. Produkte von rund 30 Herstellern aus der Region bietet er in dem ansprechend in ländlichem Look gestalteten Hofladen auf einer Fläche von 15 Quadratmetern an. Das Sortiment reicht von Nudeln über Eis vom Bauernhof und Getränken bis zu einem Bayreuth-Puzzle mit 1.000 Teilen. Oft suchen ja auch Urlauber Mitbringsel aus Oberfranken. 

Gut gefördert: Regionalvermarktung

Unterstützung bei der Regionalvermarktung gibt es von zwei Seiten:  Erzeuger-Dachmarken wie beispielsweise Bayreuther Land werden in Bayern vom Landwirtschaftsministerium und dem Bezirk unterstützt, Schneider hat sie als Kooperationspartner gewonnen. Somit fand eben die Dachmarke Bayreuther Land einen festen Vermarktungsort. Die Heimatentwicklerin für Oberfranken, Marion Deinlein, wurde über die Initiative Heimatunternehmen Bayern dafür gewonnen, die Erzeuger auf die Vermarktung mit dem Edeka-Kaufmann vorzubereiten.

Außerdem bietet die Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen regionalen und lokalen Herstellern und Erzeugern seit Frühjahr 2022 eine Online-Plattform an, auf der Landwirte und bis mittelgroße Lebensmittelerzeuger ihr Unternehmen sowie ihre Artikel präsentieren können. Neben einem Betriebsporträt, Logo, Kontaktdaten und weiteren Hinweisen zur Belieferung können Bilder hochgeladen und die eigenen Produkte vorgestellt werden. Man wolle den Kaufleuten warengeschäftliche Impulse geben, um auf attraktive Lieferanten aus ihrem Umkreis aufmerksam zu machen und im besten Fall mit ihnen ins Geschäft zu kommen, ließ das Unternehmen dazu verlauten. Das Sortiment der Märkte könne so noch regionaler werden. Nach knapp einem Jahr zähle die Plattform schon über 530 regionale Lieferanten. 


"Ich musste als Edekahändler bei den Produzenten erst Vertrauen schaffen."

Patrick Schneider, Edeka-Kaufmann


Verführerisch: Obst und Gemüse 

Aber auch abseits des Hofladens ist der Markt nicht nur in der Region ein Leuchtturm. Insgesamt mit anthrazitfarbenen Regalen auf hellem Boden im Industrial Style gehalten, sorgen große Warengruppen-Hinweise an jeder Stelle für Übersicht. Großzügig angelegt, gibt es genug Raum für Sonder- und Zweitplatzierungen, kaum ein Regalende steht ungenutzt und „leer“ auf der Fläche.  Klar, dass bei diesem Konzept selbst am Rand des Gewürzregals während der sommerlichen Erntezeit Einmachgewürze und -hilfen einen Extraplatz erhalten haben. In allen Abteilungen spürt man die Freude am Detail. Es ist nicht viel Aufwand notwendig, um beispielsweise Zwiebeln auf einem kleinen Holzwagen separat in den Kundenlauf zu stellen oder Bio-Zitronennetze auf einer bodentiefen Etagere zu präsentieren – und trotzdem hat man so viel mehr Lust, sie mitzunehmen. 

Die Obst- und Gemüseabteilung insgesamt ist übersichtlich strukturiert, hat aber trotzdem Marktplatzatmosphäre. Natürlich gibt es eine große, gepflegte Auswahl topfrischer Ware, aber ein Hingucker ist zwischendrin beispielsweise die Präsentation der Exoten. Bunt gemischt liegen Mangos, Kokosnüsse, Kiwis, Drachenfrüchte und Granatäpfel gehäufelt – und dazwischen Artischocken. Kein Lehrbuchregal, aber bunt, fantasievoll und verführerisch. Hier haben sich Sortimentsverantwortliche Gedanken gemacht und konnten ihre Ideen wirkungsvoll umsetzen.

Ideenreich: Zweitplatzierungen

Es gibt weitere Beispiele für gelungene Präsentationen. Am Rand der Weinabteilung  zeigt eine Sonderplatzierung zur Jahreszeit und den Außentemperaturen passende Cocktail- und Mixideen mit Rezepten samt aller notwendigen Ingredienzen inklusive wiederverwendbaren Eiswürfeln. Am Grillaufbau finden die Kunden neben dem im LEH Üblichen mehrere Varianten von Grills, aber auch Dekoideen, Antimückenkerzen und sogar Knüppelteig-Backmischungen.

Da ist es nur logisch, dass auch gegenüber der Käsetheke verschiedene Sorten Schüttelbrot, Käsegebäck und Rotwein der Marke Lebenslust Aufmerksamkeit erregen. Und wie rückt man das Edeka Bio-Eigenmarkensortiment ins richtige Licht? Auf einem Holztisch finden die Kunden zwischen Kunstgrün Müslis, Vollkorn-Knäckebrot, Cornflakes, Landbrötchen und Co. als mehrgeschossigen Hingucker. Fazit: Das Supercenter in Bayreuth spielt in Sachen Kundenaktivierung durch Sonderplatzierungen in einer Extraliga. 

Ausgewählt reichhaltig: Frischetheke

Aber Patrick Schneider und sein Team beherrschen auch die Basics tadellos. Die Frischetheke ist nicht nur angesichts der Beschriftung  unübersehbar, beim Käse-, Wurst-, Fleisch- und Fischangebot bleiben kaum Wünsche offen. In Franken ist eine große Auswahl an Wurstspezialitäten ein Muss, ein großer Aufsteller weist auf das Angebot von lokalen Strohschwein-Produkten aus dem nahegelegenen Hof hin.
In der Käsetheke nimmt das Team auch die Gelegenheit wahr, hausgemachten Frischkäse lecker zu zeigen. Übrigens finden die Kunden im Supercenter Schneider die außergewöhnlich umfangreiche Gewürzabteilung (samt Speziellem wie Schabziger Brot-Klee) direkt neben der Frischetheke – auch eine gute Idee. Insgesamt geht das Konzept auf: Die Frische bringt dem Kaufmann laut eigener Aussage  41 Prozent Umsatzanteil am Gesamtumsatz.  

Ein Blick auf die Kommentare im Internet  zeigt, wie viele Kunden Präsentation, Angebot und Parkmöglichkeit des Markts schätzen und loben. Lediglich zur Kassentechnik und der Servicebereitschaft einiger Mitarbeitenden gibt es ab und an kritische Anmerkungen – Tenor: Kolleginnenschnack statt Augenmerk auf Kunden. Das umfangreiche und aktuelle Sortiment mit vielen neuen Produkten allerdings weckt bei vielen Begeisterung. Und up to date ist Kaufmann Patrick Schneider in seinem Markt konsequent bis zum Ende des Kundenlaufs: Kurz vor der Kassenzone locken als letzte Sonderplatzierung Cannabisprodukte eines oberbayerischen Familienunternehmens. Hingucken auch hier garantiert.


INTERVIEW

Patrick Schneider, Edeka-Kaufmann

Warum haben Sie einen Hofladen in Ihren Markt integriert?
Ich verkaufe schon seit 20 Jahren regionale Produkte, weil es mir wichtig ist. Als regionale Vermarktung für die Wirtschaftsförderung im Landratsamt ein Thema wurde, um die Arbeit der Produzenten zu professionalisieren, habe ich das Hofladen-Konzept realisiert. Ich habe ja auch Platz im Markt.

Wie läuft der Hofladen?
Er lief von Anfang an sehr gut. Es gibt Produkte aus dem Umkreis von maximal 35 Kilometern und die Zahl der Produzenten und Produkte steigt. Wir bauen ja den Hofladen auch immer wieder um, um neue Akzente zu setzen und zu aktivieren. Ich hatte sogar eine Delegation aus Sambia hier zum Besuch im Markt, auf Einladung des Landratsamts!

Gab es Anfangsschwierigkeiten?
Ich musste als Edekahändler bei den Produzenten erst Vertrauen schaffen, habe viele Gespräche geführt. Eine faire Geschäftsbeziehung ist wichtig.Leben und Leben lassen ist das Motto.


MARKTDATEN

Edeka Schneider Supercenter, Bayreuth

Adresse: Otto-Hahn-Straße 1, 95447 Bayreuth
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 7 bis 20 Uhr
Verkaufsfläche: 3.278 m² inkl. Getränkemarkt (680 m²)
Eröffnet am: 22.07.2022
Zahl der Produkte: 38.000
Zahl der Bio-Produkte: 5.900
Zahl der Mitarbeiter: 99
E-Ladestation: je 2 für Pkws und Fahrräder
Besonderheiten: Pralinenbar, Hofladen

LADENBAU

Kältetechnik: Hauser, Aichinger Ladenbau, Design: ITAB
Ek-Wagen: Wanzl
Lichttechnik: Bäro
Leergutautomaten: Tomra


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