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Store-Check Edeka Fitterer: Die neue Mitte ist ein Kracher

Nach 16 Jahren Gedanken-, Planungs- und Bauzeit haben Andreas und Sven Fitterer in Gernsbach einen neuen Markt eröffnet. Eine Show - nicht nur für die Edeka Südwest, sondern für jeden Kunden, der sich gegenüber von Lidl für Einkaufskultur entscheidet.

Die Frischetheke im neuen Fitterer-Markt in Gernsbach bei Baden-Baden im Juni 2024: 20 Meter Auswahl von Käse über Fisch bis zu Rehfleisch.
Von Martina Kausch | Fotos: Edeka Fitterer/Wildente PM

Eine entscheidende Frage ist es, die sich Andreas und Sven Fitterer immer wieder stellen, wenn es um ihre Märkte geht. Sven Fitterer bringt sie auf den Punkt: „Wir fragen uns: Warum sollen die Kunden zu uns kommen und bei uns einkaufen?“ Allein den Kühlschrank füllen könnten sie schließlich auch woanders.


"Wir fragen uns: Warum sollen Kunden bei uns einkaufen? Wir müssen mehr bieten als das, was es auch woanders gibt."

Andreas und Sven Fitterer, Edeka Fitterer


Mit überzeugenden Antworten auf die Frage expandiert das Familienunternehmen aus der Region Baden-Baden seit Jahren, aber jetzt haben die Fitterers ihr Meisterstück eröffnet. 2.030 Quadratmeter Kompetenz im LEH, verortet in einem Neubauareal, das die neue Ortsmitte des 15.000-Einwohner-Ortes Gernsbach bildet. Und weil gleich gegenüber ein großer Lidl ebenfalls neu eröffnet hat – mit dem sich der Fitterer-Markt den Parkplatz teilt –, können die Kaufleute sehr gut vorführen, warum der Kunde eben doch gern beim Edekaner kauft: Er entscheidet sich für Einkaufskultur mit durchdachtem Sortiment, für menschliche Begegnungen und für Leckeres zum Vor-Ort-Genuss.
Diese Ansätze der erfolgreichen Unternehmensführung auch in mühsamen Konsumzeiten beschreibt Sven Fitterer im Interview (siehe S. 20). Eine wichtige Rolle spielt dabei eine Wohlfühlatmosphäre, die sich nicht nur in breiten Gängen, schöner Optik und natürlich dem Sortiment zeigt, sondern auch in einem Eventangebot – Stichwort Weinbar – und einem großen Bistro-/Cafébereich. Doch der Reihe nach.

Happy End auf Problemgelände

Jahrzehntelang haben die Gernsbacher gewartet, bis die neue Ortsmitte entstand, und mit gewartet hat Familie Fitterer, die seit 16 Jahren den Plan verfolgt, dort einen Markt zu eröffnen – den vierten der Kaufmannsfamilie aus Baden-Baden. Doch die 30.0000 Quadratmeter große Fläche hatte ein gewaltiges Altlastenproblem, jahrzehntelang waren hier Bahnschwellen mit Quecksilberchlorid behandelt worden. Millionen Euro kostete die Geländesanierung, tausende Tonnen belastetes Erdreich wurden entsorgt, bevor das Areal, mittlerweile als Jahrhundertbaustelle bezeichnet, mit einem Mix aus Wohnen und Gewerbe für die Nahversorgung überplant und bebaut werden konnte – einschließlich Hochwasserkonzept für die nahe fließende Murg. Klar, dass ein Lebensmittelmarkt an diesem neuen Tor zur Stadt mit der Adresse ein Terrassencafé mit Schwarzwaldblick anbieten muss und die Marktoptik im Inneren von hohen Tannen an den Wänden geprägt ist.

Der Eingangsbereich zum Gebäude ist relativ unspektakulär. Hinter der Glastür können Grillfreunde mit ein paar Griffen zunächst alles für einen geselligen Abend in den Einkaufswagen packen, das Wandregal mit Grillzubehör ist unübersehbar und gut sortiert. 

Start mit Sushi und Saisonalem

Zu Beginn des Kundenlaufs  blickt man dann bereits mitten in die volle und bunte Pracht bestens präsentierter Ware. Ein Sushi-Circle-
Stand und die Obst- und Gemüseabteilung empfangen die Kunden, ein Aufsteller informiert sofort über Angebote. Saisongemäß findet man Spargel und Erdbeeren in Mengen, daneben als Verbundplatzierung SB-Schinken aus Spanien und dem Schwarzwald. Und auch zu den Saucen ist es nicht weit. Unmittelbar hinter der O&G-Abteilung findet man die gekühlte Convenience und – eine der vielen guten Ideen – das Internationale-Spezialitäten-Regal inklusive zum Spargel passender Feinkost wie Hollandaise und Co. Wer also sein Gemüse besonders pimpen will, ann sich hier Anregungen für Landesküchen-Rezepte holen.

So sieht Übersicht aus

Das Konzept der Verbundplatzierungen realisieren die Fitterers lehrbuchhaft. Nicht nur das Juni-Thema Spargel, Schinken, Eier, Saucen ist präsent, ein prächtiger Aufbau bietet beispielsweise alles zum Einkochen, vom Gelierzucker bis zum Einmachglas in Markenausführung. Dank der Floristin im Markt bringt ein Moosgesteck gleich auch grüne Deko auf den Warentisch.

Apropos Deko und Ausstattung: Sven und Andreas Fitterer haben dem Edeka-Ladenbau mit eigenen Ideen noch etwas Dynamik verliehen und punkten mit eigenen Lösungen. So dämpfen im Café Deckenpflanzen und Sitzecken die Marktgeräusche. Vor den Wänden im anthrazitfarbenen Schieferlook führen im Markt die Sortimentsbezeichnungen in weißer Schreibschrift gut sichtbar durch die Gänge. Übersicht sieht genau so aus. Durch überlegte Beschriftung wird selbst ein wenig spannendes Sortiment wie SB-Wurst aufgewertet. Einige stilisierte Tannenzapfen hängen als Dekoelement von der Decke, die Beschriftung steht auf Schildern im Holzlattenlook. Selbst die Lieferausgänge sind gestaltet und weisen auf die Funktion („Hier kommt der Nachschub her“) oder dokumentieren die Verbundenheit mit der Region: Ein Notausgang zeigt das in der Nähe liegende Schloss Eberstein.

Honig und Öl als Eigenmarken

Kernpunkt jedes Lebensmittelmarktes ist das Sortiment. Unter den rund 30.000 Produkten sind rund 2.400 Bio-Produkte, außerdem gibt es mittleweile zahlreiche Fitterer-Eigenmarken. Honig von Imkern aus der Region vertreibt man als Fitterer-Honig, sogar eigenes Olivenöl ist im Angebot. Andreas Fitterer berichtet im RUNDSCHAU-Gespräch, wie ihn ein BWL-Student im Rahmen eines Uni-Projekts mit der Idee angeschrieben hat, Öl aus handgepflückten Bergoliven aus Griechenland zu vertreiben. Das Öl steht nun im Regal. 

Feines Fleisch und Thekenfreude

Ein Herzstück ist auch im neuen Fitterer-Markt in Gernsbach die Frischetheke, 20 Meter lang und mit einem Angebot für wirklich jeden. Ob man einen jungen Gouda, frischen Fisch oder feines Fleisch in Varianten möchte, man wird fündig. „Feines Fleisch“ der Edeka Südwest kann der Kunde online bestellen und im Markt abholen, ein Konzept, das sich bewährt hat. Färsen-Entrecote dry aged gereift oder Rehgulasch in Rotwein eingelegt, frische Rehkeule und sogar Rehrücken liegen sowieso in der Fitterer-Theke. 

Auf farbige Nüchternheit setzt die Familie Fitterer in der Süßwarenabteilung. Kein Plüsch, kein Karussell, aber eine orangefarbene Deckendeko weist den Weg zum Zuckerglück. Die Weinabteilung ist schön und gut bestückt, natürlich mit vielen guten Tropfen aus der Region. In der Glasvitrine findet sich Besonderes bis hin zum Hennessy XO. An der Weinbar kann sich der Kunde laut Sven Fitterer jede interessante Flasche zur Verkostung öffnen lassen. TK und Eis findet der Shopper am Ende des Kundenlaufs, bevor ein weiterer kluger Griff den Markt prägt.

Mit Blumen zum Bezahlen

Bezahlen soll so viel Spaß wie möglich machen – was liegt da näher, als Blumen vor dem Kassenbereich zu platzieren? Im neuen Fitterer-Markt hat eine Floristin ihren prächtigen Stand direkt vor dem sowieso sehr schicken Kassenbereich. Doppelte Kassenfreude also. Spätestens hier – beim Bezahlen! – weiß der Kunde, dass er auf der richtigen Seite des Parkplatzes eingekauft hat.

MARKTDATEN

Edeka Fitterer, Gernsbach

  • Adresse: Im Wörthgarten 6, 76593 Gernsbach
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 7 bis 20 Uhr
  • Verkaufsfläche: 2.030 m²
  • Eröffnet am: 14. März 2024
  • Zahl der Produkte: 30.000
  • Zahl der Bio-Produkte: 2.400
  • Zahl der Mitarbeiter: 58
  • Zahl der Parkplätze: 160 (zusammen mit Lidl) 
  • Besonderheiten: Bäckerei mit 35 Plätzen und Terrasse, 
  • Weinbar mit Events, Floristik, SCO mit Cash-Komponente

LADENBAU

  • Kältetechnik: Fa. Hauser
  • Kassentische: Fa. Itab
  • Ek-Wagen: Fa. Wanzl
  • Lichttechnik: Fa.Signify
  • Leergutautomaten: Fa. Sielaff

INTERVIEW

Sven Fitterer, Edeka Fitterer

Der Markt in Gernsbach strahlt eine besondere Wohlfühlatmosphäre aus, wie wichtig ist die für Sie? 
Wir wollten einen Markt mit großzügigen breiten Gängen, wo man Platz um sich hat. Und weil es ja immer weniger Cafés gibt, haben wir das Café als einen ruhigen Ort eingerichtet, an dem man zusammenkommen und eine Kleinigkeit essen kann, ohne das Kassenpiepen zu hören. Deswegen dämpfen wir den Schall durch eine niedrige Decke und die Sitznischen. Wir sehen, wie gut das Angebot angenommen wird, auch viele Geschäftsleute treffen sich hier.

Der Café-/Bistrobereich ist relativ groß und auch für Events geplant? 
Ja, wir haben für das ganze Jahr Events geplant und bereits den ersten Weinabend mit viel Zuspruch veranstaltet.

Sie haben auch den Kassenbereich besonders schön gestaltet, einschließlich SC-Technik ...
Durch die Floristik neben den Kassen wirkt der Bereich ansprechend. Klar ist, dass wir angesichts der Personalsituation Self-Scan-Kassen brauchen, aber wir wollten unbedingt welche mit Cash-Funktion. Wir sehen die Self-Checkout-Kassen nur in Verbindung mit einer Cash-Komponente als vollwertig an. 

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