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Free From goes on

Hersteller investieren in den Ausbau ihrer Produktionsstandorte etwa für glutenfreie Produkte, einzelne Kategorien erzielen beachtliche Zuwächse – die Frei-von-Sortimente sind nach wie vor bei den Konsumenten angesagt und im Fokus der Produzenten. Was sind die treibenden Faktoren im Markt?

80 Prozent der Käufer laktosefreier Alternativen haben keine ärztlich diagnostizierte Milchzuckerunverträglichkeit. 15 bis 20 Prozent der Deutschen leiden an Laktoseintoleranz. (Quelle: Deutschen Gesellschaft für Ernährung)
Von Sibylle Menzel | Fotos: Adobe Stock/sementsova

Es geht noch mehr: Die Nachfrage nach den glutenfreien Mühlenprodukten in Bio-Qualität von Bauck ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Aktuell liegt der Anteil der Produkte in Kleinpackungen bei circa 65 Prozent des Sortiments, teilt Bauck auf Anfrage der RUNDSCHAU mit. Im Juni startete nun der Mühlenausbau mit einer 
5,5-Millionen-Euro-Investition. Von Vermahlung bis Flockierung von Hafer und Co. ist perspektivisch eine Verdopplung der Kapazitäten in allen Bereichen geplant.

Das international agierende Südtiroler Unternehmen Dr. Schär, spezialisiert auf glutenfreie Produkte, bilanziert für 2023 eine Umsatzsteigerung von 16 Prozent (561 Mio. Euro). Deutschland gehöre zu den wichtigsten Märkten mit zwei Produktionsstandorten in Hessen und Thürigen. Für seine Modernisierung plant Dr. Schär in diesem Jahr vier Millionen Euro ein, im Vorjahr flossen 4,5 Millionen Euro Invest nach Deutschland.

Marke vs. Handelsmarke

Nicht weniger noch auszuschöpfendes Potenzial in den Frei-von-Sortimenten sehen Hersteller im Bereich Laktosefrei. Schwarzwaldmilch bezeichnet beispielsweise in der Jahresbilanz 2023 neben der Schwarzwaldmilch Protein-Range die Markenlinie LAC laktosefrei mit einer Umsatzsteigerung von knapp sechs Prozent als stärksten Umsatztreiber. Berief Food, Anbieter pflanzlicher Lebensmittel, betont indes, dass das Familienunternehmen mit den pflanzlichen Drinks Berief Bio Keine M*lch in einen enorm wachsenden Markt eingestiegen sei. 2023 habe die Kategorie „not milk“ einen Zuwachs von über 50 Prozent erzielt. 

Insgesamt tut sich das Markengeschäft bei den laktosefreien Sortimenten allerdings schwerer als bei den glutenfreien: Nach den aktuellen Marktzahlen von Circana liegt die Umsatzentwicklung der Handelsmarken im Bereich Laktosefrei (ohne Käse) mit einem Plus von sieben Prozent über dem Gesamtmarkt mit 2,5 Prozent (MAT Mai 2024). In der Absatzentwicklung zeigen die Handelsmarken ebenfalls ein starkes Bild: 12,1 Prozent Plus gegenüber 4,8 Prozent Steigerung des gesamten Marktes. 

Bei Glutenfreiem legt mit elf Prozent Umsatzsteigerung der Gesamtmarkt gegenüber den Handelsmarken (+ 4,3 %) dagegen deutlich stärker zu. Auch im Absatz bleiben Handelsmarken mit plus 2,6 Prozent hinter der Entwicklung des Gesamtmarkts zurück (+ 5,7%). 

Weniger Ersatz, mehr Benefit

Ob gluten- oder laktosefrei – die Angebote diverser Hersteller sprechen zwei Käufergruppen an: Zum einen diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten bzw. Milchzucker verzichten, zum anderen Verbraucher, die sich bewusst ernähren möchten und nach entsprechenden Alternativen zu den herkömmlichen Lebensmitteln suchen – für sie hat sich der Begriff „Lifestyle-Käufer“ durchgesetzt.

Für Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen bietet der kontinuierliche Ausbau des Glutenfrei-Sortiments in jedem Fall zunehmend „eine gewisse Normalität“, wie es von der Marke Schär kommuniziert wird. Zu den kommenden Produktneuheiten zählt beispielsweise eine Backmischung für Vollkornbrot von Schär, das Kunden eine weitere Möglichkeit bietet, ihr eigenes Brot zu Hause zu backen. Bei der Weiterentwicklung seines Portfolios fokussiert sich allerdings etwa Bauck explizit darauf, dass die Produkte nicht als Ersatzprodukte wahrgenommen werden: „Konkret bedeutet das, dass sie allen am Tisch schmecken sollten, nicht nur den Personen, die sich beispielsweise glutenfrei ernähren müssen.“ 
 

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