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Store-Check Rewe Henkelmann: Kiezshopping in Leichtbeton

Vor dem Club noch schnell zu Rewe? Das klappt in Berlin-Friedrichshain. Laufnah zur Feierbiest-Welt am RAW-Kiez steht der neue Markt von Dennis Henkelmann. Das Schwergewicht aus Infraleichtbeton ist in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall.

Will in seinem neuen Markt „Leben in die Bude bringen“: Kaufmann Dennis Henkelmann. Foto: Rewe Group
Von Martina Kausch | Fotos: Rewe Group

Sie haben fröhliche Namen wie Weißer Hase und Schmutziges Hobby – und tatsächlich heißt der Kaufmann des neuen Rewe-Markts auch noch Henkelmann. Da kann nichts mehr schiefgehen nahe den fantasievollen Bars in Berlin-Friedrichshain. Zwischen dem Ostkreuz und den Lieblingsplätzen der Feiereulen hat Rewe Deutschlands erster Supermarkt aus Infraleichtbeton eröffnet – aus neuem Baustoff, in neuer Optik, mit neuer Technik und gut durchdachtem, dem Ort angepasstem Sortiment.

Neue Adresse für die Party-People

Die Entscheidung für den Neubau war für Rewe insofern einfach, als das Gelände zwischen dem Ostkreuz und dem RAW-Gelände dem Handelsunternehmen gehört, aber nördlich der Spree noch ein weißer, Rewe-marktloser Fleck war. RAW-Gelände? Das Reichsbahnausbesserungswerk stand hier, nach der Umwidmung ist die auch öffentlich gut erreichbare Gegend nun Heimat für allerlei Feier- und Kulturadressen. Rewe führt die Tradition fort, das Feiervolk zu verpflegen: Am Kreuzungsbereich Warschauer Straße ‒ Revaler Straße gab es einen „Party-Rewe“, der gerade bei Feiernden sehr beliebt war.

Rewe nahm für den flachen Neubau nun 14 Millionen Euro in die Hand und nutzte die Gelegenheit zudem, um 2023 einen Baustoff auszuprobieren, von dem Fachleute viel erwarten. „Infraleichtbeton hat einen geringeren CO2-Fußabdruck als herkömmlicher Beton, unter anderem wegen des geringeren Zementgehalts. Wir brauchen keine zusätzliche Dämmung, es ist ein Stück weit die Rückkehr zum einfachen Bauen“, erklärt Dirk Heimann, Leiter Bauwesen Rewe Ost, die Vorzüge des Materials (s. auch Interview unten).

Eine besondere Herausforderung für die am Projekt beteiligten Fachfirmen war nach Angaben von Rewe das Bauen im Bestand. Der vorherige Supermarkt teilte sich mit Haupt- und Getränkemarkt auf zwei Gebäuderiegel auf, das gesamte Objekt setzte sich aus drei verbundenen Gebäuderiegeln zusammen. Die Markt-Riegel wurden abgerissen und in Verbindung zum dritten Gebäuderiegel neu errichtet. Die Wände des neuen Gebäudes sind neun Meter hoch und 40 bis 50 Zentimeter dick. 

Optik ohne Schnickschnack

Nähert man sich dem Markt von der Revaler Straße aus – Rewe-Flaggen weisen den Weg über den großen Parkplatz –, sieht man zunächst eine Optik ohne Schnickschnack. Von außen wirkt das Gebäude graumeliert, der markante Rewe-Schriftzug belebt die Fassade deutlich. Dieses kühle Ambiente macht neugierig. Der Eindruck der Kühle ändert sich bereits im Eingangsbereich. Sofort steht man an der Deli-Theke und findet sich ein paar Schritte vom attraktiven Bistro wieder. Nach einem kurzen Schwung nach links beginnt deutlich erkennbar der Kundenlauf. 
 

Viel Platz im Green Building

Keine Frage, der Markt ist großzügig und luftig. Als typisches Rewe Green-Building hat er die bekannten Holzbalken in der Deckenkonstruktion, einen braun-terrakottafarbenen Boden und Dekoelemente aus Naturmaterial, die deutlich zur Atmosphäre beitragen, beispielsweise in Form von geflochtenen Lampenschirmen in der Obst- und Gemüseabteilung. Diese Welt betritt man allerdings erst später. Den Auftakt zum Einkaufsrundgang macht eine umfangreiche Convenience-Abteilung. Sie ist an diesem Standort nicht nur für die sich verpflegenden Nachtschwärmer sinnvoll.


"Allein der Umsatzanteil Vegan liegt bei zwei Prozent, das ist sehr stark im Marktvergleich."

Dennis Henkelmann, Rewe-Kaufmann


Im neuen Markt hat das Handelsunternehmen noch eine Schippe draufgelegt: Der größte Regalbaustein mit sechs Metern beherbergt tatsächlich das vegan-vegetarisch Sortiment. „Allein der Umsatzanteil Vegan liegt bei zwei Prozent, das ist sehr stark im Marktvergleich“, sagt Rewe-Kaufmann Dennis Henkelmann. Die Präsentation ist übersichtlich und solide, als einzige Siegelware wird das Demeter-Sortiment in eigenem Regal angeboten.

Obst & Gemüse mit frischen Ideen

Der helle Holzlook bei vielen Möbeln wie der Salatbar und der zehn Meter langen Bedientheke prägt auch die Präsentationsinseln in der O&G-Abteilung. Einige Gemüsesorten werden in Körben präsentiert, was sofort zu einer hochwertigen, abwechslungsreichen Optik führt. Besonders ansprechend ist die Kräuterinsel mit vielen auch regionalen Sorten, asymmetrisch und in mehreren Etagen gebaut. Es gibt Gratisobst für die Kleinsten und stille Verkostungen. Interessanterweise bietet man in diesem Markt jetzt zur Pflanzzeit auch eine Auswahl an Balkon- und Gartenblumen unmittelbar neben dem Obst an. Infos zu Ware und Rezepttipps gibt es – oh Wunder bei der Papierlos-Strategie der Rewe! – durchaus in gedruckter Form.

Die Wein-, Schaumwein- und Spirituosen-abteilung unterscheidet sich vom übrigen Markt grundsätzlich. Dunkle Regale, Weinkisten, schwarze Lampenschirme und warmes Licht prägen eine emotionale Atmosphäre. Das umfangreiche Sortiment bietet auch viele Berliner Spezialitäten. Für höherpreisige Liquids muss der Interessent die Schlüsselkompetenz von Mitarbeitenden für die Vitrine anfordern.

Aktionsware gibt es im Rewe an der Revaler Straße prägnant im Block. Sehr umfangreich hat Henkelmann in seinem Markt das Preback-Angebot ausgebaut. Durch die Regale mit Brot und Backwaren kann man in die Backstube schauen. Sortimentstechnisch werden die Schnelldreher von Speziellem wie Roggen pur oder Zwiebelbrot und einer riesige Auswahl an Kleinbackwaren ergänzt.

Gute Orientierung

Absolut gelungen und beispielhaft ist die Beschriftung im neuen Markt, die eine gute Orientierung ermöglicht. Über den Kühlregalen wirken die Hinweise auf die Sortimente frisch, modern, sympathisch und sind wirklich für jeden gut lesbar. 

Attraktives Bistro

Eine gute Idee ist auch, die Convenience-Sandwiches mit Symbolen (Fisch, Rind, Pflanze) zu kennzeichnen – eine top Ergänzung zu Bezeichnungen wie Laugengebäck mit Käse oder Kürbiskernbrötchen mit Camembert. Deli am Markt sorgt ja für viele Varianten. 20 Sitzplätze und eine richtig geschmackvolle Einrichtung machen das Bistro attraktiv. Hier hat man sich nicht auf einen metallischen Industrial Look eingelassen, sondern schlicht eine ansprechende holz-terrakotta-getönte Möblierung mit goldfarbigen Lampen gewählt. Am Ausblick auf den Parkplatz ist halt nichts zu ändern. Eat Happy hat seinen Stand mitten im Markt, nicht am Ende des Kundenlaufs. Sushi- und Asiaküchen-Fans müssen sich also in den Markt bewegen.

Und wie arbeitet es sich in dem bundesweit ersten Lebensmittelmarkt aus Infraleichtbeton? In erster Linie sei er stolz, in so einem modernen Markt arbeiten zu dürfen und Pionier zu sein, sagt Dennis Henkelmann. Das äußere Erscheinungsbild ziehe Aufmerksamkeit auf sich und der Sichtbeton mache viele neugierig . Auf die tägliche Arbeit wirke sich weniger der Baustoff aus als die Green-Building-Architektur sowie die technische Ausstattung mit vielen Fenstern und Tageslicht, automatischer Temperaturkontrolle und energiesparenden Kühlmöbeln mit Türen. 

Bezahlen in moderner Formen

Richtung Ausgang ist dem Markt eine großzügige Getränkeabteilung angegliedert. Im Vorkassenbereich kann man noch aus einem kleinen Schnittblumensortiment wählen. Das Thema Bezahlen findet im Markt von Dennis Henkelmann zweigleisig statt, neben fünf klassischen Kassen gibt es auch fünf Selbstscanner-Terminals. Mit der Scan&Go-Technologie lässt sich die Ware gleich am Regal scannen. Der Abholservice ist durch einen getrennten Eingang zu erreichen – alles ebenerdig und mit Parkplätzen vor der Tür.


MARKTDATEN

Rewe Dennis Henkelmann, Berlin-Friedrichshain

  • Adresse: Revaler Straße 33, 10245 Berlin
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 6 bis 23.30 Uhr 
  • Verkaufsfläche: 1.998 m²
  • Zahl der Produkte: 20.000
  • Zahl der Bio-Produkte: 2.000
  • Zahl der Mitarbeiter: 68
  • Zahl der Kassen: 5 Kassen, 5 Selfscan-Terminals
  • Zahl der Parkplätze: 100 in der Tiefgarade, 42 vor dem Markt
  • E-Ladestationen: 6

 

INTERVIEW

Dirk Heimann, Leiter Bauwesen Rewe Ost

Der neue Markt ist nicht nur aus Infraleichtbeton, sondern auch ein Green Building. Was bedeutet das? 
Es ist ein ressourcenschonend errichteter Energiespar-Markt, er spart bis zu 40 Prozent Energie. Die Heizenergie wird zu 80 Prozent durch Abwärmenutzung aus der zentralen Gewerbekälte und zu 20 Prozent über Wärmepumpen abgedeckt. 

Welche Vorteile hat Infraleichtbeton?
Die Außenwände brauchen weder extra Dämmung noch Schallschutz, das ist aktuell positiv für die CO2-Bilanz und später auch einmal für die sortenreine Trennung der Baustoffe.

Wird es zukünftig mehr Märkte aus Infraleichtbeton geben?
Für uns ist es in Berlin ein Testlauf, der Baustoff hat Potenzial. Wir beobachten, wie sich das Gebäude in der Raveler Straße in der Praxis bewährt.


"Außenwände aus Infraleichtbeton brauchen weder Dämmung noch Schallschutz."

Dirk Heimann, Leiter Bauwesen Rewe Ost


 

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