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Lokora bringt den Hofladen in den Supermarkt

Unbeirrt lokal und von kleinen Höfen sind die Produkte, die Händler in ihrem Markt durch Lokora anbieten. Doch anstatt dafür dreizehn Telefonate führen und fünf Faxe senden zu müssen, ist genau ein Bestellvorgang über die Plattform nötig. Denn Lokora bündelt kleine Erzeuger und liefert ihre Produkte in den Lebensmittelhandel. Wir haben mit den Gründern Marius Mohr und Finn Seidel über das Konzept gesprochen.

Von Emmelie Öden | Fotos: Lokora

Nicht erst seit der Corona-Pandemie geht die Zahl der kleinen Erzeuger und Hofläden stetig zurück. Das ist durchaus bemerkenswert, denn gleichzeitig ist lokale und saisonale Ware – trotz aller Inflationsproblematik – bei Shoppern so gefragt wie nie. Produkte aus der Nachbarschaft finden dennoch nur selten den direkten Weg in den Supermarkt.

Das Problem, an dem dies oftmals scheitert, ist bekannt: Die Zusammenarbeit mit vielen kleinen Erzeugern bedeutet in der Regel einen viel zu hohen logistischen Aufwand für die Supermärkte. Zumal nicht jeder Landwirt den Handel immer zuverlässig mit der geforderten Menge an Ware versorgen kann. Das will das fünfköpfige Team von Lokora ändern – neben Marius Mohr und Finn Seidel sind das Thomas Schuwald, Laurin Held und Felix Hennig. 

Mit ihrer innovativen Plattform bringen sie die kleinstrukturierte Landwirtschaft und den Lebensmittelhandel zusammen. Die Idee: Händler ordern über eine App Produkte von lokalen Erzeugern, Lokora übernimmt die Logistik und den Vertrieb. Für den Handel hat das viele Vorteile: Es bedeutet lokale Vielfalt mit nur einem Bestellvorgang und einem Lieferanten und garantiert eine verlässliche Verfügbarkeit, auch wenn ein einzelner Erzeuger nicht liefern kann. Und auch für die Kundschaft ist das Angebot attraktiv und kann den USP eines Marktes stärken. Immerhin werden den Shoppern regionale Produkte wie im Hofladen angeboten, das aber mitten im Supermarkt.

Bisher konzentriert sich das Lokora-Team auf den Großraum Stuttgart, doch schon dieses Jahr wollen sie in weitere Bundesländer expandieren. Die beiden Gründer Marius Mohr und Finn Seidel haben uns erklärt, wie ihre Ziele für Lokora aussehen, wie das Konzept genau funktioniert und was der Handel am Ende davon hat. 

Seit Oktober 2022 rollt ihr euer Konzept in Stuttgart und Umgebung aus. Wie kommt das Angebot bei Kunden an und wie ist es im Handel angelaufen?
Wir arbeiten aktuell mit 20 Händlern zusammen, das sind überwiegend selbstständige Kaufleute von Edeka und Rewe. Der Verkauf läuft jetzt seit etwa sechs Wochen und wir können sagen, dass es bisher echt gut lief – auch bei Produkten, von denen wir dachten, sie tun sich eher schwer.
 

Ihr versprecht das Angebot eines Hofladens, platziert im Supermarkt. Welche Produkte von Lokora finden Kunden denn konkret bei den Händlern?
Vor allem Obst und Gemüse: Ganz aktuell gibt es zum Beispiel frischen Ackersalat, aber auch lagerfähige Produkte wie Kartoffeln oder Äpfel sowie viele Kohlsorten, Staudensellerie, Lauch und Kürbis, und das sowohl konventionell als auch in Bioland-Qualität.

Zudem sind wir derzeit in den letzten Schritten der Demeter-Zertifizierung. Die Produkte stammen dabei immer aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern. Das kann der Kunde auch überprüfen: Auf unseren Produkten findet er den jeweiligen Erzeuger und einen QR-Code, den er direkt im Markt scannen kann.


"Unser Ziel ist klar: Wir wollen zu einer strukturellen Änderung in den Lieferketten beitragen."

Marius Mohr und Finn Seidel, Lokora-Gründer


Produkte wie im Hofladen müssen auch ähnlich präsentiert werden. Wo und wie sind die Produkte im Markt platziert?
Wir haben hierfür eigene Displays konzipiert und gebaut, die mit Lokora gebranded sind. Teilweise landen Produkte aber auch im normalen O&G-Regal oder in der Zweitplatzierung, zum Beispiel Kartoffeln. Wo was am besten läuft, testen wir momentan aus. Grundsätzlich wollen wir eine Verbundplatzierung für lokale Produkte etablieren, bei der Kunden sagen können: Als allererstes gehe ich dorthin, weil mir der lokale Einkauf wichtig ist.

Gebt ihr den Inhalt der Displays vor oder können die Händler diese selbst nach eigenem Bedarf bestücken?
Dafür orientieren wir uns an dem klassischen Baustein-Prinzip. Derzeit verkaufen wir hauptsächlich einen Achter-Baustein, probieren aber noch Verschiedenes aus, je nachdem was zu den Märkten passt. Die Produkte für die Bausteine wählen die Händler eigenständig auf unserer Plattform über die App.

Erklärt uns bitte den konkreten Ablauf. Wie gelangt das lokale Produkt schlussendlich vom Feld in den Markt?
Die Lieferung übernehmen wir selbst und fahren die Ware mit E-Sprintern aus. Ursprünglich sollten Logistik-Hubs zur Umkommissionierung der Ware genutzt werden, allerdings passen wir unser Modell gerade an und versuchen, ohne diese auszukommen, sodass wir direkt vom Hof in den Markt ausliefern können. Die Händler können ein Wunschlieferdatum angeben, und entsprechend plant unsere Plattform mithilfe von KI dann die Routen.


"Es braucht jemanden, der Handel und kleine Erzeuger zusammenführt und die Anforderungen des Handels erfüllt. Wir garantieren Lieferverlässlichkeit und eine unkomplizierte Bestellabwicklung!"

Marius Mohr und Finn Seidel


Ihr führt kleinstrukturierte Landwirtschaft und den Lebensmittelhandel zusammen. Warum ist das nötig?
Der Lebensmitteleinzelhandel ist nach wie vor der Ort, an dem am meisten Obst und Gemüse verkauft wird. Doch die kleinen Erzeuger bekommen da nur schwer einen Fuß in die Tür, weil sie die Mengen, die der Handel braucht, nicht bereitstellen können. Für zehn unterschiedliche lokale Produkte müsste er zehn Höfe kontaktieren. Unter aktuellen Bedingungen ist das überhaupt nicht abbildbar.

Es braucht also jemanden, der beide Parteien zusammenführt und die Anforderungen des Handels erfüllt. Wir garantieren Lieferverlässlichkeit und eine unkomplizierte Bestellabwicklung. Die geringen Mengen der einzelnen Erzeuger gleichen wir durch die Vernetzung mehrerer kleiner Höfe aus.

Ein weiteres Problem der kleinstrukturierten Landwirtschaft ist der Preisdruck. Besonders Bio-Produkte sind aufgrund von Geldsorgen zuletzt bei vielen Kunden aus dem Warenkorb gefallen. Sind die Preise der Lokora-Produkte wettbewerbsfähig?
Unser Bioland-Ackersalat ist mit 19,99 Euro pro Kilo momentan sogar günstiger als ein Ackersalat aus EU-Bio-Landwirtschaft. Dadurch, dass wir die Lieferkette verkürzen, können wir den Preis anders verteilen. Die Erzeuger müssen ihre Ware weder sonntagabends zum Großmarkt fahren noch Personal für den Hofladen einstellen, das ist eine immense Kosteneinsparung.

Grundsätzlich positionieren wir uns aber in einem anderen Preissegment. Der Salat wird morgens geschnitten und landet schon zwei Stunden später im Markt – so frisch bekommt der Kunde ihn oft nicht einmal im Hofladen. Außerdem weiß er, dass das Produkt aus maximal 30 Kilometern Umkreis stammt. Deshalb ist unsere Zielgruppe bereit, mehr Geld auszugeben. Für den Handel gilt: Er bekommt eine Handelsspanne von branchenüblichen 30 Prozent. Finanziell gesehen hat er somit einen Standard, aber produktseitig einen Vorteil.


"Der Handel bekommt eine Spanne von 30 %. So hat er finanziell einen Standard, aber produktseitig einen Vorteil."

Marius Mohr und Finn Seidel, Lokora-Gründer


Lokale Produkte aus einer Hand, die preislich konkurrenzfähig sind ... Welche Vorteile haben Händler außerdem, wenn sie mit euch zusammenarbeiten?
Zentral ist die professionelle Bündelung von vielen kleinen lokalen Höfen in einer Plattform. Mit unserer hohen Produktqualität bieten Händler ein Produktportfolio an, das man ansonsten nur in Hofläden findet. Gerade für selbstständige Kaufleute ist das eine Möglichkeit, das Profilierungssortiment zu ergänzen, etwa in Konkurrenz zu Discountern. 

Momentan läuft die Startphase. Ab wann können Händler über den Großraum Stuttgart hinaus mit euch zusammenarbeiten?
Wir wollen auf jeden Fall in diesem Jahr Baden-Württemberg verlassen. Wohin genau, evaluieren wir derzeit, es ist aber noch nichts spruchreif. Die langfristige Vision ist es, die Marke deutschlandweit und sogar in der DACH-Region aufzubauen. Damit wollen wir auch Einfluss nehmen und zu einer strukturellen Änderung in den Lieferketten beitragen.
 


Was Lokora Händlern bringt

  • Einfache Logistik: Digital und gebündelt bei einem Lieferanten
  • Einkaufserlebnis: Produkte wie im Hofladen ergänzen das Profilierungssortiment
  • CO2 einsparen: Kurze Wege der Ware mit E-Sprintern
  • Lokal und transparent: Produkte aus max. 30 km Umkreis für den Kunden rückverfolgbar
  • Vielfalt fördern: Unterstützung kleinstrukturierter Landwirtschaft
  • Frische Produkte: Direkt vom Feld in den Markt innerhalb von Stunden

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