Titel-Hoffnung? Dazu muss sich zunächst intern einiges, besser vieles verändern. Die Zuneigung der Fans zur Nationalelf soll – ja muss – zurückkommen. Weg von abgehobenen Slogans wie „Die Mannschaft“, weg von abgehobenen Stars, hin zu Bodenständigkeit und Demut. Das Ziel: endlich wieder Identifikation mit der Mannschaft. Dann wird wieder eine Welle der Begeisterung durch Deutschland schwappen. Dann wird „Public Viewing“ zum Großereignis für Millionen. Dann werden die Fans ihr Team puschen … Die DFB-Elf will wieder Fan-Nähe zeigen. Stars zum Anfassen statt nur zum Anhimmeln sollen es sein. All das fällt leichter, wenn der sportliche Erfolg da ist. Dann schwemmt die Euphorie einiges weg. Attraktiver, aber vor allem erfolgreicher Fußball ist die Basis für ein „Märchen 2024“.
Fußball vereint
Aber auch neben dem Spielfeld knirscht es. Noch ist Deutschland weit von der fröhlich-positiven Stimmung aus 2006 entfernt. Basics wie Gastfreundschaft, Toleranz und Weltoffenheit sind nicht mehr so selbstverständlich wie damals. Stattdessen ziehen braune Wolken übers Land. Die Fußballfans des dreimaligen Europameisters Deutschland werden sich artikulieren und müssen das. Wenn Deutschland zum zweiten Mal Gastgeber ist, muss dieses Land Haltung zeigen. Muss zeigen und vorleben, dass der Fußball vereint – dass er nicht spaltet. Damals, zur WM im eigenen Land, sagte der verstorbene OK-Präsident Franz Beckenbauer: „Wenn ich die feiernden Fans auf den Fanmeilen sehe, dann sage ich, so hat sich der liebe Gott die Welt eigentlich vorgestellt.“
Aber: Ist der Kader Deutschlands überhaupt in der Lage, um den Titel mitzuspielen? Reicht dazu die Qualität? In der Vorbereitung musste Manuel Neuer wegen eines Muskelfaserrisses vorzeitig abreisen, er soll aber trotzdem dabei sein. Neu-Kapitän Ilkay Gündogan scheint in der Nationalelf indes immer mit einem Riesen-Rucksack auf dem Platz zu stehen. Selten nur ist die Leichtigkeit und Finesse zu sehen, die ihn im Club permanent auszeichnet. Aber: Platzt der Knoten beim Mittelfeldstrategen und Vorzeigeprofi, dann kann er der EM-Unterschiedsspieler sein. Bleibt die Frage: Harmonieren er und Rückkehrer Toni Kroos?