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Fußball-EM: Ein neues Sommermärchen

Die Fußball-EM soll das Sommermärchen 2.0 werden. Nach Jahren sportlicher Depression, Diskussionen um die Winter-Wüsten-WM in Katar – endlich wieder Freude am Fußball. Deutschland will sich, wie vor rund 20 Jahren, als gastfreundlich und weltoffen präsentieren. Zukunftsorientiert, dennoch die Fußball-Traditionen pflegend.

Allianz-Arena in München. Foto: Imago/Sven Simon
Von Peter Putzing, Karina Caspers | Fotos: Imago/Sven Simon

Titel-Hoffnung? Dazu muss sich zunächst intern einiges, besser vieles verändern. Die Zuneigung der Fans zur Nationalelf soll – ja muss – zurückkommen. Weg von abgehobenen Slogans wie „Die Mannschaft“, weg von abgehobenen Stars, hin zu Bodenständigkeit und Demut. Das Ziel: endlich wieder Identifikation mit der Mannschaft. Dann wird wieder eine Welle der Begeisterung durch Deutschland schwappen. Dann wird „Public Viewing“ zum Großereignis für Millionen. Dann werden die Fans ihr Team puschen … Die DFB-Elf will wieder Fan-Nähe zeigen. Stars zum Anfassen statt nur zum Anhimmeln sollen es sein. All das fällt leichter, wenn der sportliche Erfolg da ist. Dann schwemmt die Euphorie einiges weg. Attraktiver, aber vor allem erfolgreicher Fußball ist die Basis für ein „Märchen 2024“.

Fußball vereint

Aber auch neben dem Spielfeld knirscht es. Noch ist Deutschland weit von der fröhlich-positiven Stimmung aus 2006 entfernt. Basics wie Gastfreundschaft, Toleranz und Weltoffenheit sind nicht mehr so selbstverständlich wie damals. Stattdessen ziehen braune Wolken übers Land. Die Fußballfans des dreimaligen Europameisters Deutschland werden sich artikulieren und müssen das. Wenn Deutschland zum zweiten Mal Gastgeber ist, muss dieses Land Haltung zeigen. Muss zeigen und vorleben, dass der Fußball vereint – dass er nicht spaltet. Damals, zur WM im eigenen Land, sagte der verstorbene OK-Präsident Franz Beckenbauer: „Wenn ich die feiernden Fans auf den Fanmeilen sehe, dann sage ich, so hat sich der liebe Gott die Welt eigentlich vorgestellt.“

Aber: Ist der Kader Deutschlands überhaupt in der Lage, um den Titel mitzuspielen? Reicht dazu die Qualität? In der Vorbereitung musste Manuel Neuer wegen eines Muskelfaserrisses vorzeitig abreisen, er soll aber trotzdem dabei sein. Neu-Kapitän Ilkay Gündogan scheint in der Nationalelf indes immer mit einem Riesen-Rucksack auf dem Platz zu stehen. Selten nur ist die Leichtigkeit und Finesse zu sehen, die ihn im Club permanent auszeichnet. Aber: Platzt der Knoten beim Mittelfeldstrategen und Vorzeigeprofi, dann kann er der EM-Unterschiedsspieler sein. Bleibt die Frage: Harmonieren er und Rückkehrer Toni Kroos?


Die Kartennachfrage bei der 17. UEFA-Europameisterschaft? Riesig! In der ersten Verkaufsphase gab es über 20 Millionen Bewerbungen.

Quelle: UEFA


Offensiv– Top. Defensiv – Flop …

Das trifft auf Einige zu. Je weiter es nach vorne, in die Offensive geht, desto größer wird die Auswahl auf hohem Niveau. Man denke an Leroy Sané, Florian Wirtz oder Jamal Musiala. Wenn ein Weltstar wie Thomas Müller zwar dabei, aber nur als eine Art Gute-Laune-Joker auf der Auswechselbank sitzt, ist das der Beleg dafür, dass Julian Nagelsmann bei diesem Teamteil ein Luxusproblem hat. Allerdings: Die Umkehrung stimmt leider auch. Je weiter es bei der DFB-Elf in Richtung Defensive geht, desto mehr geht’s bergab mit Auswahl und Qualität. Beleg gefällig? 22 Gegentore kassierte die deutsche Nationalelf im Jahr 2023. Positiv: Die Mischung zwischen Routiniers und jungen Himmelsstürmern stimmt. Negativ: Der Nationalelf fehlen Persönlichkeiten. Talente sind da, Standfestigkeit und Widerstandsfähigkeit noch nicht.


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Titel mit Nagelsmann? 

Dreimal wurde Deutschland Europameister. Julian Nagelsmann soll als Bundestrainer Titel Nummer vier einfahren. Er übernahm den Job vom glücklosen Hansi Flick. Anfangs? Alles prima. Dann? Ernüchterung. Rückfall in schlimme Zeiten, peinliche Auftritte. Zunächst die 2:3-Heim
pleite gegen die Türkei, dann 0:2 in Wien gegen Österreich. Ein sportlicher Offenbarungseid. „Schlechter kann es nicht sein“, sagte Kapitän Ilkay Gündogan. Nagelsmann: Schockiert, sein Konzept ging daneben. „Es ist unfassbar viel Arbeit auf allen Positionen.“

Sein Experiment, Offensivspieler Kai Havertz als Verteidiger zu nominieren, ging schief. Der Ansatz, defensive Stabilität durch Flucht nach vorn herzustellen, ist gescheitert. Nagelsmann akzeptierte es zerknirscht. „Wir können nicht in Schönheit sterben“, sagte er. Soll heißen: zurück zu den deutschen Tugenden! Kämpfen, rennen, nie aufgeben – Teamgeist zeigen!


 

Trinkfeste Schotten kommen

Die größte Vorfreude auf die Schotten? Die haben – ohne jeden Zweifel – die Kneipiers in München. Dass dort Hochbetrieb herrscht, kontrolliertes Chaos rund um das Eröffnungsspiel zwischen der DFB-Elf und Schottland, davon ist Schottlands Coach Steve Clarke überzeugt. „Die Deutschen sollten sich auf eine riesige Menge schottischer Fans einstellen“, prophezeit er und denkt dabei an die berühmte „Tartan Army“ – die Anhänger der Schotten, als sehr laut und trinkfest bekannt. Die Euphorie ist riesig, rund 100.000 Anhänger werden in Deutschland erwartet.


"Wir haben das Eröffnungsspiel gegen Schottland. Das ist ein sehr emotionales Eröffnungsspiel. Da wollen wir etwas zünden."

Julian Nagelsmann, Bundestrainer


Clarke übernahm 2019 den Job als Nationalcoach, brachte die EM-Teilnahme in trockene Tücher. Für die Schotten ist es in diesem Jahrtausend erst die zweite Teilnahme an einem großen Turnier. Die Basis für den Erfolg: die physische Präsenz. Aber die Clarke-Elf macht nicht mehr nur die Schotten dicht – sie tritt ungewohnt stürmisch auf. Scott McTominay (27) war in der Qualifikation der herausragende Spieler. Sieben Tore erzielte der Mittelfeldspieler von Manchester United.

Szoboszlai soll die Deutschen rocken

In Stuttgart könnte es für Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Wiedersehen mit Dominik Szoboszlai, Willi Orban und Péter Gulácsi kommen. Dieses Trio trainierte er schon bei RB Leipzig.

Top-Star der Ungarn? Kapitän, Taktgeber – der Dirigent: Szoboszlai, inzwischen für den FC Liverpool aktiv. In Ungarn hat er einen Rockstar-Status. Erst 23 Jahre, dennoch der zentrale Spieler im Team, das seit 2018 von Marco Rossi sehr erfolgreich trainiert wird. „Szoboszlai ist extrem gefährlich bei Standards“, warnt Nagelsmann. Szoboszlai erzielte in der Quali vier Tore. Überhaupt: „Die Ungarn spielen sehr guten Fußball, haben stabile Bundesligaspieler“, so der DFB-Coach über den im Jahr 2023 in zehn Länderspielen ungeschlagenen Gruppengegner.

Abwehrchef Willi Orban (RB Leipzig) ist ein Paradebeispiel für Zähigkeit. Die Ungarn spielen klasse Konter. Aber nicht nur. Mit vielen Dominanzphasen bestimmen sie Partien. Die Deutschen hatten zuletzt große Probleme mit Ungarn. In der Nations League gabʼs zweimal keinen Sieg gegen die Magyaren, die zum dritten Mal in Folge an einer EM-Endrunde teilnehmen.


INFO

Das Mega-Comeback 

Toni Kroos kehrt in die Nationalelf zurück! Das Mega-Comeback ist perfekt. Der 34-Jährige hat „Bock“ auf die Nationalelf. Ex-Weltmeister Jérôme Boateng sagt dazu nur ein Wort: „Endlich!“ Kroos, Mittelfeldspieler von Real Madrid (106 Länderspiele, 17 Tore, 19 Assists) stellt klar: „Ich bin sehr, sehr happy und will helfen. Ich bin aber nicht der Heilsbringer.“ Auch nach der Rückkehr der „Hundert-Prozent-Passmaschine“ würde Deutschland nicht zum Titel-Favoriten.

Kroos ist Deutschlands bester, perfektester Mittelfeldspieler. Er hat Stärken, die es im Weltfußball so kein zweites Mal gibt. Der Titelsammler (Weltmeister 2014, fünf Champions-League-Titel, dreimal Deutscher und Spanischer Meister) wurde zuletzt gar vielseitiger. Bei Real spielt er mal in der Doppelsechs, mal im Dreier-Mittelfeld die linke Acht, mal alleinige Sechs. Er gibt den Takt vor, kreiert Chancen, gewinnt defensiv Zweikämpfe. Schnelligkeit war nie seine Stärke – Spielintelligenz schon. Bundestrainer Julian Nagelsmann schwärmt: „Er passt als Verbindungsspieler perfekt ins Team. Seine Erfahrung und Routine tun uns gut.“


 

Granit Xhaka sorgt für Unruhe

Es knirscht im Gebälk der Schweizer „Nati“. Zwei Alpha-Tiere stritten sich. Superstar Granit Xhaka und Coach Murat Yakin. Der Disput eskalierte, auch daher war 2023 kein gutes Länderspieljahr. In den letzten sieben Partien gabʼs gegen drittklassige Nationen wie Israel, Belarus, Kosovo nur einen Sieg. Daher verspielte die „Nati“ den Gruppensieg in der Quali. Logisch, dass Yakin in die Kritik geriet. Noch mehr Unruhe, als Kapitän Xhaka den Coach kritisierte. Der so ehrgeizige Leverkusen-Profi beschwerte sich öffentlich über die seiner Meinung nach zu lasche Trainingsintensität.

Xhaka ist zudem verärgert, dass er in der „Nati“ selten auf seiner Lieblingsposition, direkt vor der Abwehr, zum Zuge kommt.
Die Reaktion des Verbands auf das Theater? Der Coach wurde im Amt bestätigt. Ob dieser Burgfrieden hält? Yakin freute sich, kehrte zum Tagesgeschäft zurück und schob Deutschland prompt und clever die Favoritenrolle zu. „Deutschland hat Heimvorteil, ist Gruppen-Favorit.“
 

Die zwei Zauberfüßchen 

Beim deutschen Team ruhen Mega-Hoffnungen auf dem Youngster-Duo Jamal Musiala und Florian Wirtz. Da sind zwei Zauberfüße auf dem Weg in die Weltspitze. Zwei begnadete Fußballer, absolute Unterschiedsspieler, die jede Partie im Alleingang entscheiden können. Manche sagen: „Zwei, die mit dem Ball tanzen.“ Ein Top-Talent-Duo, das viele Gemeinsamkeiten hat. Beide sind Jahrgang 2003. Beide sind Mittelfeldspieler, beide können in der Kreativzentrale und auf den Außenbahnen ihre hohe Qualität ausspielen.

Technisch ist jeder nahezu perfekt. Zudem: Schnell, torgefährlich und durchsetzungsstark. Musiala und Wirtz begeistern mit einem starken Antritt, mit Tempodribblings. Und: Jeder kann optimal zwischen den Linien spielen, dort Räume nutzen und glänzen. Beide sind modebewusste Jungs, zeigen sich gerne mit trendigen Outfits. Stilvolle Klamotten, Slim-Fit-Anzüge oder spezielle Jeansjacken mit Sneakern – zwei Hingucker.

Deutschland hat bei der EM zwei offensive Mittelfeldspieler, die individuell stark, aber dennoch absolute Teamplayer sind. Daher: Beide zu nominieren ist absolut machbar, manche sagen: ein Muss!

Ein 100-Millionen-Mann?

Musiala ist ein Spieler für magische Momente. Spielt Musiala eine gute EM, knackt er sicher die 100 Millionen-Euro-Ablösemarke. Ihm ist so etwas egal, Musiala bleibt selbst bei solchen Summen auf dem Boden.

„Bambi“ nennen ihn einige. Aber Thomas Müller, die Institution im DFB-Team, entschied sich für eine andere Tierart. „Jamal hat schlangenartige Bewegungen. Was er macht, ist einfach sensationell.“ Müller meint wohl: Musiala kann sich derart verbiegen, dass der Gegner Knoten in die Beine bekommt …

Geboren wurde Musiala in Stuttgart, zog früh nach Fulda, spielte da beim TSV Lehnerz Fußball. Als seiner Mutter ein Stipendium in England angeboten wurde, gingʼs nach Southampton. Er spielte beim FC. So gut, dass ihn der FC Chelsea in den Nachwuchs holte. Dort blieb er acht Jahre. 2019 zog es ihn zurück nach Deutschland, in die Jugend des FC Bayern.

Inzwischen ist Musiala dort Stammspieler und in der Nationalelf. Doch trotz Mega-Karriere: „Die Schlange“ bleibt zurückhaltend. Er ist kein Typ, der von Mikrofon zu Mikrofon hechelt. Und auf Social-Media-Kanälen? Selten. Privates bleibt – privat. Musiala brachte es bis Ende 2023 auf stolze 25 Einsätze in der Nationalelf. Zur EM sagt er: „Ein großes Ereignis, auf das ich mich sehr, sehr freue.“

Mit Fleiß, Ausdauer und Top-Fitness

Auch Florian Wirtz „fiebert der EM entgegen“. Der Profi von Bayer Leverkusen hatte es bis Ende 2023 auf 14 Spiele mit vier Treffern in der Nationalelf gebracht. Beeindruckend, denn Wirtz war rund ein Jahr verletzt: Kreuzbandriss. Der Tempodribbler ließ sich Zeit, ehe er die Fußballfans wieder verzückte. Er habe sich nicht unter Druck gesetzt, wollte erst dann, „wenn alles absolut in Ordnung ist“, wieder mitmischen.

Während der Reha legte er muskulär zu. Überhaupt: Wirtz ist enorm fleißig, erarbeitet sich permanent eine extrem gute Ausdauer, eine Top-Fitness. Er steuert den Ball perfekt, ohne die Kugel sehen zu müssen. Macht so das Spiel schneller, verarbeitet Situationen im Vorbeigehen. Er kann zwei, drei Schritte vorwegnehmen, bevor sie überhaupt passieren. Hinzu kommt, dass Florian Wirtz ein enorm fleißiger Spieler ist. Er jagt Gegner, um nach Ballverlust das Leder schnell wieder zu bekommen. Im Paket heißt das: Fußballerische Fähigkeiten gepaart mit Intelligenz, macht zusammen einen herausragenden Spieler. Wirtz weiß das. Dennoch: Demut ist eine seiner Maximen. Bodenständigkeit war die Grundlage seiner Erziehung und Sozialisation.

Familie mit Fußball-Gen

All das basiert auch auf seiner Familie. Dort wurde ihm das Fußball-Gen mitgegeben, dort bekam er Team- und Sozialverhalten täglich vorgelebt. Florian hat neun Geschwister, Vater Hans-Joachim war Fußballer im Amateurbereich, ist Vorsitzender des SV Grün-Weiß Brauweiler, dort, wo Florian zuerst Fußball spielte. Seine ältere Schwester Juliane ist Profi bei Werder Bremen, war Juniorennationalspielerin. Der Sport ist in der Familie Wirtz verwurzelt. In der Familie passiert „viel rund um den Fußball. Der ist bei uns immer im Fernsehen zu sehen“. Wirtz will immer besser werden, schaut bei Vorbildern einiges ab. So bei Kai Havertz, als der in Leverkusen war. „Kai ist ein Vorbild.“ Von ihm habe er gute Tipps bekommen. „Ich konnte im Training mit ihm viel lernen“, schwärmt Wirtz.

Der Profi des FC Arsenal sei „definitiv jemand, zu dem ich aufschauen konnte“. Besonders beeindruckte ihn die Ballbehandlung von Havertz. Sein erster Kontakt mit dem Ball sei nahezu genial, „so kann er Chancen ergreifen, kann sich perfekt positionieren“. Sonst schwärmt Wirtz von Superstar Lionel Messi. Die Ähnlichkeiten von Wirtz und Messi sind für Leverkusens Trainer Xabi Alonso, der einst gegen Messi spielte, offensichtlich. Beide  hätten „brillante Bewegungen.“ Für den Handel und die Gastronomie ist nicht nur wichtig, was auf dem Platz passiert, sondern auch das Fan-Geschehen drumherum. 

Hier lacht der Umsatz 

Daniel Osterloh, Direktor Key Account AHM bei Coca-Cola Europacific Partners Deutschland (CCEP DE), sagt: „Wenn das deutsche Team guten Fußball spielt und das Wetter passt, bringt das auch neuen Schwung für den Außerhausmarkt.“ Florian von Salzen (GF Commercial CCEP DE) ergänzt: „Im Handel und im Außerhausmarkt sind abverkaufsstarke Promotions, Aktivierungen und Zweitplatzierungen geplant. Im Fokus stehen dabei unsere Marken Coca-Cola Zero Sugar und Powerade. So können sich Fans beispielsweise mit den limitierten 0,33-Liter-Dosen von Coca-Cola Zero Sugar mit den Abbildungen der deutschen Nationalspieler das Fußballgefühl auch nach Hause holen. Powerade wird die Spieler auf dem Feld erfrischen.“

Auch bei Bitburger ist man bereit für das Fußball-Event. Unter dem Motto „EM-Tickets Bitte“ werden bei der Kronkorken-Aktion über zehn Millionen Gewinne verlost, darunter 50 Erlebnisreisen zum EM-Finale und über 2.500 Tickets für alle Spiele. „Wir wollen schon jetzt die Vorfreude auf die UEFA EURO 2024™ anheizen und so für einen unvergesslichen Fußballsommer sorgen“, erklärt Thomas Kröffges, Vertriebsdirektor Handel bei der Bitburger Braugruppe. „Was gibt es Schöneres, als gemeinsam anzustoßen und dabei auch noch die Chance auf attraktive Preise zu haben?“ Reminder: In den Monaten der Fußball-WM 2006 konnte Bitburger zwölf Prozent mehr Absatz im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen.

Bier und Fußball gehören zusammen

„In den Stadien werden 2,7 Millionen Besucher erwartet, und laut Schätzungen werden sich weitere rund sieben Millionen Menschen in Fan-Zonen und bei Public Viewings die Spiele ansehen“, fasst Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Brauer-Bund zusammen. „Wie für Gastronomie und Tourismus kann die EM auch für Brauereien ein großes Potenzial bieten. Bier und Fußball gehören seit jeher zusammen. Insgesamt werden rund zwei Millionen Gäste aus dem Ausland erwartet. Wir freuen uns auf ein großes, friedliches Fußballfest im Zeichen der Völkerverständigung, bei dem sich Deutschland in seiner regionalen Vielfalt präsentiert.“


Deutschland will ein guter Gastgeber sein im Herzen Europas für eine hoffentlich friedliche Europameisterschaft."

Hubertus Heil, Arbeitsminister


Heimspiel für Deutschland

„Die Welt zu Gast bei Freunden“, lautete das Motto der WM 2006. „Heimspiel für Europa“ ist die Botschaft der diesjährigen Fußball-EM. Arbeitsminister Hubertus Heil bringt es auf den Punkt: „Es geht um Gemeinsamkeit, um Zusammenhalt und Weltoffenheit, Anstand und Fairness, das kann die Europameisterschaft zeigen. Deutschland will ein guter Gastgeber sein im Herzen Europas für eine erfolgreiche und hoffentlich friedliche Europameisterschaft.“

Zur Erinnerung: Die WM 2006 hatte erhebliche positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das Statistische Bundesamt verzeichnete einen Umsatzanstieg im Gastgewerbe um insgesamt vier Prozent im Juni und Juli gegenüber dem Vorjahr, was einem geschätzten Umsatzplus von etwa 300 Millionen Euro entsprach. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie ins Leben gerufen wurde, präsentierte Deutschland nachhaltig als innovatives und weltoffenes Land.

Was bringt die Euro 2024 – insbesondere für den LEH und die gesamte Lebensmittelindustrie? Zunächst eine ganze Reihe von Co-Brandings, die sich für attraktive PoS-Aktionen anbieten. So gehören unter anderen Lidl und Coca Cola Zero zu den „Official global UEFA-Sponsors“. Auf nationaler Ebene sicherten sich unter anderen Bitburger und Wiesenhof die Sponsorenrechte. Die Spieler kommen als Testimonials zum Einsatz. So laufen Thomas Müller und Jamal Musiala nicht nur für die deutsche Elf auf, sondern auch für das Rewe-Team. Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath sagt: „Mit ihnen zusammen werden wir im Vorfeld und während der EM zeigen, wie wichtig Gemeinschaft nicht nur im Fußball, sondern im Sport allgemein ist.“ 

Thomas Müller ist gleich nochmal als Testimonial aktiv. Für Seeberger soll er als lebensgroßer Aufsteller zu Impulskäufen anregen. Interessant dürfte auch sein, welchen Umsatz die Sammelbilder von Topps an der Kassenzone beziehungsweise im Presseregal erzielen. Topps löst zur Euro 2024 nach 44 Jahren die EM-Klebebilder von Panini ab. Das Sammeln gehört schon jetzt zur Fanvorbereitung auf die EM. Auf dem Schulhof, im Büro oder im Internet werden die Sticker getauscht. Einige Supermärkte veranstalten sogar Tauschbörsen. Eine tolle Aktion zur Kundenbindung.

Vorfreude mit Vorsicht

Wer sich zur EM 2024 den Titel des Umsatzmeisters sichern möchte, sollte zudem daran denken, im Markt Platz für tolle Aufbauten zu reservieren. Flächenmanagement ist gefragt, genau wie clevere Blocklösungen. Die ersten Aufsteller sind schon längst da und steigern die Vorfreude.

Etwas aufpassen sollten Händler jedoch bei der Umsetzung in den Märkten. Mit der UEFA ist beim Thema Rechte nicht zu spaßen. Das offizielle Emblem des EURO 2024™, die Begriffe UEFA EURO 2024 GERMANY“ und „UEFA EURO 2024“ sowie der Pokal, das offizielle Maskottchen, Teddybär Albärt und der Slogan „United by football. Vereint im Herzen Europas“ unterliegen kennzeichenrechtlichem Schutz.

rotzdem gibt es für den Handel viele Möglichkeiten, mit der EM den Umsatz zu steigern (siehe unten). Je länger das deutsche Team im Turnier bleibt, desto mehr. Also Daumen drücken!


INFO

Marketing-Maßnahmen

Die Fußball-EM ist nicht nur ein Sportevent, sondern auch ein Marketing-Instrument der UEFA. Daher unterliegt vieles einem Schutzrecht, wie die Verwendung des offiziellen Emblems. Trotzdem dürfen etwa Händler mit dem Thema Fußball-EM werben. Die IHK Bayern und Oberbayern hält etwa diese Werbung für zulässig: „Das Fußballfieber steigt, die Preise fallen: 20 Prozent auf alles während der EM“, „Für jedes 
geschossene Tor der deutschen Nationalelf erhalten Sie ein Prozent Rabatt auf unser gesamtes Sortiment“, „Fan-Wurst für 3,50 Euro“.

Auch dekorative Schaufenster- oder Ladengestaltung mit Fahnen, Fußbällen oder Toren ist gestattet. Übrigens: Ein Anspruch die Spiele am Arbeitsplatz im Betrieb im TV zu verfolgen, besteht grundsätzlich nicht.

Produkte zur Heim-EM


INTERVIEW

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer, Deutscher Brauer-Bund

Welche Auswirkungen haben Fußballevents wie die EM auf den Bierkonsum und die Marketingstrategien der deutschen Brauereien?
Im WM-Jahr 2006 wurden vor und während der WM rund fünf Prozent mehr Bier verkauft, bei den Folgeveranstaltungen rund vier Prozent. Damit sind solche Veranstaltungen grundsätzlich von hoher Relevanz für die deutschen Brauereien, die im Vorfeld und Umfeld mit zusätzlichen Marketing- und Vertriebsaktivitäten um die Aufmerksamkeit der Fans werben.

Was trinken die Fans?
Die beliebtesten Biersorten sind Pils und Helles, doch immer öfter trinken Fußball-Fans auch alkoholfreie Biere, die in Deutschland einen Marktanteil von mehr als sieben Prozent erreichen. Bald wird jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein. 

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